Zur
MusikFelix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), der Romantiker, der zuhause war in der Haltung der Klassik (Pablo Casals), schuf die Schauspielmusik zur Antigone in nur acht Wochen auf Wunsch des kunstsinnigen Preußen-Königs Friedrich Wilhelm IV. 1841 in Potsdam uraufgeführt, erfreute sie sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit, geriet aber im 20. Jahrhundert in fast völlige Vergessenheit. Umso mehr Seltenheitswert hat die Dorfener Aufführung, als hier dieses in den Konzertsälen nur wenig beheimatete Werk seiner eigentlichen Bestimmung zurückgegeben wird, nämlich der Einbindung in eine dramatische Darstellung.
Mendelssohn verleiht seinem Werk durch antikes Kolorit bewusst eine eigene Prägung, etwa durch die Wahl eines Männerchores statt des gemischten Chores (auf der antiken Bühne durften nur Männer auftreten), oder durch die herausragende Verwendung der Harfe und der Flöten im Orchester, die als typisch antike Instrumente galten.
Das Werk umfasst neben einer zweiteiligen Ouvertüre vor allem die Chorlieder, während die Dialoge unvertont blieben. Lediglich an einigen markanten Stellen werden die Schauspieler zu Melodramen herangezogen. Zu den Höhepunkten der Partitur zählen das glanzvolle Einzugslied des Chores (Strahl des Helios), das pastoral getönte Vieles Gewaltige lebt, der zarte Hymnus auf den Liebesgott Eros und der wuchtige Bacchus-Chor.
Im April 1845 schrieb Edgar Allan Poe über eine Aufführung von Mendelssohns Antigone in New York: "Das Bemerkenswerteste an der Inszenierung ist ohne Frage die Begleitmusik. Mendelssohn muss inspiriert gewesen sein, als er den Plan zu ihr fasste, denn diese Musik war ein Flug von solcher Kühnheit und Höhe, wie er dem gewöhnlichen Geiste nicht möglich ist. Er hat das Wunder zustandegebracht seine Musik ist griechisches Denken, transponiert ins Deutsche."
